Wenige Sekunden, bevor Herr Schummrich, ehemals Abteilungsleiter einer bedeutenden Firma, sein Leben beendete, überkam ihn ein grenzenloses Bedauern darüber, was er zu Lebzeiten alles versäumt hatte. Seine Augen irrten über die weiße Decke des Krankenzimmers, als ob er dort irgend eine Antwort finden könnte.
Dann sah er nichts mehr.
In dem Augenblick, in welchem der Arzt seine Augenlider nach unten strich, befand sich Herrn Schummrichs Seele in einem riesigen, graugestrichenen, leeren Raum, vor sich nur einen Schreibtisch mit Telephon und Faxgerät, ansonsten kein Möbelstück, kein Fenster, nicht ein Laut.
Herr Schummrich hörte nach einer Weile das Klack-klack von Stöckelschuhen und sah eine junge Dame in merkwürdigem Aufzug auf sich zukommen. Links trug sie ein elegantes dunkles Kostüm und rechts einen zerfetzten gelben Umhang. Ihr Gesicht war starr wie polierter Marmor, regungslos, weder hübsch noch abstoßend. Sie trat an den Schreibtisch, öffnete ihren Ablageordner, warf einen kurzen Blick auf den Neuzugang und versicherte sich kurz: „Herr Schummrich, richtig?“
„Richtig“, bestätigte dieser und fragte vorsichtig: „Wo bin ich denn hier?“
„Na, was meinen Sie denn? Nach Himmel schaut es hier ja nicht aus.“