Literatur unter Bäumen
Literatur & Musik Open Air in Neu-Ulm
Lieder des Utopischen.
Verlagshaus Berlin mit Alexander Graeff, Odile Kennel, Andrea Schmidt.
Moderation: Florian L. Arnold
Musik: Maria Schmidt-Deiss

Eine Veranstaltungsreihe der Stadt Neu-Ulm
in Kooperation mit dem Literatursalon Donau e. V.
und der Buchhandlung Aegis, Ulm

Literatur unter Bäumen

Literatur & Musik Open Air in Neu-Ulm

Nach den erfolgreichen Auflagen von „Literatur unter Bäumen“ in den vergangenen beiden Jahren veranstaltet die Stadt Neu-Ulm in den Sommermonaten 2019 in Kooperation mit dem Literatursalon Donau e.V. und kuratiert vom Literaturbureau Topalian & Milani wieder eine Literaturreihe. „Literatur unter Bäumen“ ist die Begegnung mit neuen Verlagen und ihren Machern an schönen Orten in Neu-Ulm – unter freiem Himmel – und garniert mit dazu passender ungewöhnlicher Live-Musik.

„Literatur unter Bäumen“ macht sich auf die Suche nach besonderer Literatur abseits der Bestsellerlisten. Jeder Abend trägt ein Motto, anhand dessen die Gäste durch das Programm des jeweiligen Verlages wandern. Ein Autor des Verlags stellt seine aktuelle Arbeit vor, liest vor und stellt sich den Fragen des Publikums.

Literatur unter Bäumen – das sind spannende Geschichten und dazu passend ungewöhnliche Live-Musik, unplugged, intelligent, neu. Für das leibliche Wohl und ausreichend Bücher ist gesorgt.

Termine:  6. Juni  |  11. Juli  |  5. September 2019 –  jeweils um 19.30 Uhr, Einlass 19 Uhr
Eintritt:   
8 Euro (pro Termin), Tickets an der Abendkasse

Lyrik wirkt weit über ihre ästhetische Funktion in wichtige Fragen der Gegenwart hinein. Gleichzeitig haben diese Fragen eine Bedeutung für das lyrische Schreiben. Es ist Zeit, über Gedichte und über das, was sie mit uns machen, nachzudenken.

Wochenlang erfreute uns das Wetter mit sommerlichen Temperaturen und so waren wir guter Dinge, den zweiten Abend der von unserem Literaturbüro co-kuratierten Abend mit den fabelhaften Gästen des Verlagshauses Berlin die schöne Donau-Insel „Schwal“ in Neu-Ulm aufsuchen zu können.
Nachmittags aber zogen Wolken auf und pünktlich eine Stunde vor dem geplanten Beginn stand alles im Wasser. So sind wir – eine kleine Tradition bei „Literatur unter Bäumen“ – ins Trockene ausgewichen.
Den Texten von Odile Kennel und Alexander Graeff tat dies keinen Abbruch, im Gegenteil: Die intimere Atmosphäre der Stadtbibliothek Neu-Ulm gab uns Raum, die Texte vielleicht noch ein wenig intensiver wahrzunehmen.

Wir danken auch Andrea Schmidt, die als Verlegerin den Abend so lebendig begleitete. In ihrem Kunstprojekt AMPERSAND Interart inszeniert sie Konzepte zu gegenwartsrelevanten Themen mit unterschiedlichen Medien wie Text, Bild und Ton. Wenn auch der Abend hierzu wenig Raum ließ, soll ihre Arbeit als Typografin und Lehrende, als Illustratorin und Netzwerkerin nicht ungenannt bleiben. Die Optik der schönen Verlagshaus-Publikationen sind ihr nicht nur sehr wichtig, sondern sie zeichnet und inszeniert oftmals selbst die anspruchsvollen Buchproduktionen:

Zeichnen ist für mich immer eine Reise. Wie beim Reisen entstehen auch beim Zeichnen die wichtigen Fragen für mich. Wie verhandle ich Themen in einer Zeichnung? Wie verorte ich mich selbst in Geschichte, Erfahrungen, Glauben oder Lebensformen? Wie viele Kontexte und Schnittmengen sind wichtig?
Beim Zeichnen bin ich eine Flaneurin entlang der Ränder des jeweiligen Themas, auf einer Spurensuche und in einer andauernden Auseinandersetzung mit Schichten und Geschichte. So wie ich beim Reisen in eine neue Stadt eintauche, tauche ich beim Zeichnen in das jeweilige Thema ein.

Maria Schmidt-Deiss entzückte uns mit Vertonungen von Gedichten – unter anderem von Selma Meerbaum-Eisinger – und setzte da einen berückenden Akzent. Für das leibliche Wohl sorgte das Café Naschkatze aus Neu-Ulm.

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Fotos vom Abend

Lesen!

Ein Gang durch eine Stadt bei Schnee, einen Laib Brot am Leib; nach wenigen Schritten schon bröckelt der sichere Rahmen der Sprache: Das „K“ des Kalauers, des puckernden Muskels verwandelt die Worte anderer Sprachen in Kör Kurassau Kuore. Von Leibeigenschaft ist die Rede – schließlich beginnt das Wort Körper mit „K“. Das Alphabet aber / gibt Laut, raunt, barmt, zetert, / stöhnt, rutscht im Mund herum, schlüpft / unter die Zunge, das Alphabet / braucht Raum, breitet sich aus / auf der Haut. Die Sprache in Hors Texte lässt sich nicht bändigen, wird zum begehrenden Körper, der sich das Gegenüber einverleibt: Das Du/weiß um seine Stellung. Das Ich fächert sich auf, fällt in die Spalte/zwischen zwei Körpern, zwei/Wörtern, die Körper sind, sucht nach einer neuen Sprache, bafouilliert, baragouiniert, schwankt, schwächelt. Hält sich fest an greifbaren Dingen wie Minigolf, Grillanzünder und Tintenfischbeine, und an nicht ganz so greifbaren Dingen wie Sex und Saft und Sauerei. Vielsprachig, sprachverspielt, humorvoll sind diese Texte, als ließe sich Sprache in ihrer Vervielfachung überhaupt erst fassen. Als wären Sprachspiel und Humor ein rettendes Netz, wenn alle Gewissheiten sich verflüchtigt haben.

 

Odile Kennel

 

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