Paul van Ostaijens modernes Werk ist beeinflusst vom Dadaismus und dem frühen Surrealismus. Dieser Band – der erste in einer Reihe von mehreren Bänden – beleuchtet eine bisher zu wenig beachtete Facette im Werk van Ostajiens: die Groteske. Diese Kurzprosa sucht ihresgleichen in der Literatur jener Jahre.
Voll guten Mutes begab sich Paul van Ostaijen 1918 in Berlin auf die Suche nach der Kunst, die der neuen Welt zu einer neuen Form verhelfen würde. Schon kurze Zeit später zeigte er sich desillusioniert: „Menschen sind keiner Kritik würdig. Sie eignen sich nur als Stoff für burleske Novellen.“
Die Grotesken von Paul van Ostaijen gehören zu den Geheimtipps der avantgardistischen Literatur. Mit mildem Humor und schonungsloser Logik hält der Bewunderer von Franz Kafka und Mynona dem Bürgertum den Spiegel vor. So begegnen wir in diesem Band einem Gauner, für den die Freiheit die Hölle ist, einem Notar, der von der Gefährlichkeit des technischen Fortschritts so überzeugt ist, dass er in den eigenen Tod springt, und zwei konkurrierenden nationalistischen Bewegungen, die ihren Kampf nur durch ein internationalistisches Bündnis aufrechterhalten können.
Paul van Ostaijen lebte von Oktober 1918 bis Mai 1921 in Berlin. Hier war der flämische Poet Zeuge der revolutionären Ereignisse jener Jahre, er traf mit zahlreichen expressionistischen Künstler:innen zusammen, deren Geist und Energie sich auch in seinem Werk findet. Sein in Berlin verfasster Gedichtband „Bezette Stad“ (deutsch: „Besetzte Stadt“) sprengte die bis dahin bekannten Formen der Poesie und Typografie. Damit führte van Ostaijen die moderne Literatur zu einem Höhepunkt. Doch die hochfliegenden Pläne gehen nicht auf. Im Frühjahr 1921 kehrte er nach Belgien zurück, enttäuscht von der gescheiterten Revolution und den Künstler:innen, die in seinen Augen nicht radikal genug waren. Doch van Ostaijen legte einen Weg ein, der die heutige moderne niederländische Literatur mitbegründete. Er gilt als einer der wichtigsten Dichter der niederländischen Literatur.
(...) Jetzt saß Telleke also im Schnellzug. Er sprang auf, eilte zum Fenster und schrie: Der Zug fährt zu schnell. Es kommt sicher zu einem Unglück.
Telleke wollte Unglücke vermeiden. Er rief noch: Meine Mitreisenden, passt auf, es kommt sicher zu einem Unglück. – Daraufhin, um dem tragischen Schicksal zu entgehen, warf er sich aus dem Fenster des Schnellzugs. (...)